13.07.-14.07.2023 Überfahrt von Tanger/Marokko nach Genua/Italien

Nachdem wir gestern, fast pünktlich um 0:20 Uhr, abgelegt hatten, hatten wir nach ca. 45 Minuten Fahrt wieder die europäische Uhrzeit. Und schon war es eine Stunde später, ca. 2:00Uhr.
Unsere erste Nacht war recht angenehm. Ab und zu wurden wir nachts wach. Dann spickelten wir aus dem Fenster. Manchmal hat man an Land die Lichter der Städte gesehen, manchmal nur andere Schiffe.
Pünktlich um 8 Uhr wurden wir unsanft durch eine Durchsage geweckt. In der Kabine sind mehrere Lautsprecher eingebaut. Sie informierte uns darüber, daß es nun Frühstück gibt.

Aktuell waren wir irgendwo auf Höhe zwischen Malaga und Almeria.
Alex war sich sicher, dass das Frühstück mit inbegriffen war. Doch wir mussten feststellen, so war es nicht. Also nahmen wir ein typisches italienisches Frühstück zu uns. Kaffee und Cornetto (Schokohörnchen).
Livio saß noch ganz verschlafen an einem Tisch und so gesellten wir uns zu ihm. Kurze Zeit später gingen wir an Deck, doch die Aussicht war unspektakulär. So entschieden wir zurück in unser Zimmer zu gehen und genossen von dort aus die Sicht auf’s Meer.
Wir haben tatsächlich außer der vielen Quallen auch eine süße Schildkröte schwimmen sehen.
Erschreckend ist aber, wieviel Müll im Meer so zu sehen ist.
Alex Laune war heute morgen sehr viel angenehmer als die letzten Tage. Er fühlte sich endlich wieder besser. Marokko fand er nicht sehr toll. Die Landschaft ist wunderschön. Wenn man mal Kontakt zu den einzelnen Menschen hat, sind sie eigentlich sehr nett. Doch wir sahen sehr wenige Menschen die lachen. Die meisten schauten sehr ernst, kein Ausdruck von Freunde und das hier sehr viel Marihuana konsumiert wird, ist wirklich nicht zu übersehen und man riecht es sehr penetrant.
Wir denken, wir kommen nicht so ganz mit der Mentalität und dem Glauben dieser Menschen hier zurecht. Wie die Frauen hier behandelt werden ist krass anzusehen. Männer ignorieren mich als Frau weitgehend und suchen nur Kontakt zu Alex. Bin ich alleine mit Frauen untereinander, sind sie freundlich und wir versuchen zu kommunizieren. Sobald Alex oder ein anderer Mann in der Nähe ist, schauen sie nicht auf, sagen nicht hallo, gehen nur ihrer Arbeit nach. Dieses getrennt Essen von Männern und Frauen und dieses lautstarke Gerede, schon sehr extrem mit zu erleben. Mit dieser Reaktion von uns haben wir niemals gerechnet, denn wir wussten ja von dieser Mentalität und dem moslemischen Glauben. Doch wenn man es einmal direkt selber erlebt und gesehen hat, ist es erschreckend, traurig und faszinierend zugleich. Bucht man eine Reise für den Urlaub nach Marokko oder auch anderswo hin, hat man wahrscheinlich nicht diesen extremen, direkten Kontakt zu den dort lebendenden Menschen und bekommt nur das zu sehen, was ein Tourist sehen möchte. Das ist eigentlich total schade und verfälscht oftmals das Bild über ein Land.
Das Essen war zwar sehr lecker aber unsere Mägen hatten es nicht immer so gut vertragen. Alex isst sehr selten süß. Doch in Marokko wird sehr viel süß gekocht.
Die Hitze hat uns auch sehr zu schaffen gemacht. Es waren oft nur 30 Grad aber es war eine sehr komische, drückende Hitze.
Es beruhigt uns sehr, dass wir einige andere Leute getroffen hatten, die über Marokko die gleichen Gedanken haben wie wir.

Viele schreiben uns über unseren Instagram Account, wie toll wir es haben frei zu sein. Nur tolle Erlebnisse zu haben und so viel Schönes zu sehen.
Tatsächlich haben wir sehr viele schöne Erlebnisse und besondere Erfahrungen erleben dürfen. Doch unsere Antwort lautet immer wieder gleich: Es ist ein Abenteuer, unser neues Leben. Aber auch wir haben auf diesem Abenteuer Höhen und Tiefen. Und es ist anstrengend auf diese Art zu reisen. Immer zu schauen, wo kann ich schlafen, wo ist es sicher, was gibt es zu essen. Aber das gehört einfach dazu.
Für uns bedeutet frei sein, dass wir Tag für Tag selber entscheiden können was wir machen oder wo wir hinfahren möchten. Ob wir weiter fahren oder noch einige Zeit dort bleiben.
Der Rest ist wirklich hart. Trotzdem haben wir uns für diesen Weg entschieden. Irgendwie ist doch das gesamte Leben hart und oftmals anstrengend.

Wie wir mittlerweile festgestellt haben, ist vieles auf Instagram nicht so realistisch (unsere persönliche Meinung). Man kann super schöne Bilder posten. Der richtige Blickwinkel, eine Momentaufnahme und prima Bilder entstehen. Wie es aber wirklich dort aussieht, die reale Atmosphäre, die realen eigenen Eindrücke und Gefühle sieht man auf diesen Bildern nicht. Deshalb hatten wahrscheinlich auch wir eine ganz falsche Vorstellungen von Marokko.
Missen möchten wir diese Erfahrung nicht. Es war ein Erlebnis, ein Abenteuer das uns keiner mehr nehmen kann.

Ganz hinten, das vorletzte Zimmer links, ist unsere Kabine.

Das Restaurant. 30.-Euro für 2 läpprige Pizzen.

Überall in den Gängen liegen Menschen ohne Kabinen oder Sitzplatz Ticket.

3 Stunden Zwischenstopp in Barcelona. Leider müssen wir an Board bleiben.

In der Bar gesellten wir uns zu Hasan und Livio.
Hasan war damit beschäftigt sich um die Beschädigung seines Bikes zu kümmern.
Selbstverständlich ist niemand dafür zuständig.


Die Crow hatte Probleme beim Befestigen der Motorräder und Alex Motorrad ist auf Hasans gekippt. Hasan war noch dabei und konnte Schlimmeres verhindern, indem er Alex Motorrad vor einem komplett Umfaller retten konnte.
Es gab Kratzer bei Hasans Koffer.


Für uns sind die Schäden nicht zur Beanstandung relevant. Es ist wie es ist.
Unsere Motorräder sind ja keine Neufahrzeuge mehr und der Spiegel lässt sich ersetzen.
Der Aufwand einer Beanstandung wäre in unserem Fall wahrscheinlich größer als der Schaden selbst.

In Barcelona sind noch einige andere Biker dazu gekommen.
Obwohl wir auf einer italienischen Fähre sind, fahren hier noch sehr viele Marokkokaner mit. Außerhalb unserer Kabine fühlen wir uns nicht wirklich wohl. Diese marrokanische Mentalität ist hier groß vertreten. Man hat das Gefühl, diese Menschen nehmen auf Nichts und Niemanden Rücksicht und haben absolut keinen Respekt, außer auf seinesgleichen. Hier laufen Frauen auch im Trägershirt und kurze Hosen rum. Auch wenn ich eine Frau bin lass ich mir das Bier schmecken. Doch die Art der ständigen Blicke, sind langsam wirklich nervig.
Livio, Hasan und wir haben Spaß. Alle Andren sitzen mit ernsten Gesichter rum. Erschreckend auch, wie diese Menschen mit ihren Kindern umgehen. Und du sitzt da und musst dir jeglichen Kommentar verkneifen. In unserer Nachbarkabine ist eine Familie mit 3 Kindern. Es ist hier alles sehr hellhörig und die Vorstellung was in diesem Zimmer manchmal vor sich gehen mag, beängstigend. Wir haben eine andere Welt kennen gelernt. In den letzten Tagen noch intensiver. So schön die Landschaft von Marroko auch sein mag. Vielleicht kommen wir noch einmal zurück, doch erstmal brauchen wir Länder in denen die Menschen herzlich sind, gut miteinander umgehen, lachen, fröhlich sind und Essen, dass unsere Mägen gut vertragen.
Deswegen freuen wir uns bald in Italien zu sein.
Spanien hat es uns total angetan. Spanien und seine verschiedenen Regionen werden wir bestimmt noch sehr intensiv bereisen.
Auch die vielen anderen europäischen Länder sind interessant für uns. Der Norden, der Osten, der Süden und evtl. auch der Westen.
Wir werden also die nächste Zeit in Europa verbringen.

Gegen Abend kamen verschiedene Durchsagen, normalerweise kommen die Durchsagen in italienisch, französisch, englisch und arabisch. Dieses mal in allen Sprachen außer englisch.
Es wurde darüber informiert wann die Fähre in Genua ankommen wird und wann man die Kabinen zu verlassen hat. Soweit haben wir es in italienisch verstanden. Nur die genauen Uhrzeiten konnten wir nicht verstehen.
Also dachten wir gegen halb zehn abends, wir schauen uns mal in der Bar oder dem Restaurant um, vielleicht treffen wir Livio. Er als Italiener sollte uns weiterhelfen können.
In der Bar angekommen saßen viele Menschen überall herum. Marrokanische Musik lief und tatsächlich, da saßen auch Livio, Hasan mit noch einem anderen Biker zusammen und tranken Jägermeister, den Hasan spendiert hatte.
Selbstverständlich wusste Livio die Antwort auf unsere Frage. Wir blieben noch ein Weilchen und hatten mit den anderen Dreien Spaß.
Natürlich sind wir 5 auch mal wieder aufgefallen, denn Livio mit seinen 73 Jahren hat dafür gesorgt. Die meisten Menschen in der Bar, fast nur marokkanischer Herkunft, saßen auf ihren Plätzen und verzogen keine Miene. Kein Fusswippen mit dem Fuß zum Rhythmus der Musik, kein Lächeln, kein Klatschen. Selbst als später Live-Musik gespielt wurde, kam nur bei ganz wenigen etwas Stimmung auf.

Als wir dann später wieder in unsere Kabine zurück gingen, kamen wir gerade noch rechtzeitig um von unserem Kabinenfenster aus, an der französischen Küste ein Feuerwerk anzuschauen.

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