Im Gegensatz zu Alex habe ich selber eigentlich recht gut heute Nacht geschlafen. Er dagegen kam, trotz des offenen Fensters, mit der Wärme und dem Geruch nicht zurecht. Zudem hatte er starke Kopfschmerzen, Durchfall und hatte sich wahrscheinlich gestern beim Motorrad aufstellen, an der Schulter gezerrt. Obwohl wir 2 Nächte gebucht hatten und noch die schöne blaue Stadt Chefchoun anschauen wollten, beschlossen wir gemeinsam heute noch diesen Ort zu verlassen.
Wir hatten bereits gestern noch ein Hotel ca. 60 km von hier entfernt, in der Nähe von Tanger, der Fährhafenstadt, gebucht. In der Hoffnung, noch für heute auch ein Zimmer zu bekommen, fuhren wir nach dem Frühstück los. Zuvor besorgten wir uns noch im Hotel Wasser und Tempos für die Fahrt.
Wenn wir schon keine anderen Gäste im Hotel sahen, was uns im nachhinein doch zu denken gab, hatten wir trotzdem nette Gesellschaft.
Hier in Marokko ist jede Fahrt ein Abenteuer für sich. Man braucht wirklich eine gute Konzentration. Die Autos und Zweiräder überholten rechts und links. Auch wenn es eigentlich gar keine Möglichkeit zu überholen gibt. Sie scheren auch einfach wieder ein, egal ob du da fährst oder nicht. Irgendwie funktioniert das alles aber doch. Hier gibt es sehr viele Baustellen zur Straßenverbesserung. Das ist tatsächlich schön zu sehen. Es gibt aufgerissene Straßen, Schlaglöcher in jeder erdenklichen Größe, Beulen, man muss ständig auf der Hut sein. Alles machbar und nicht so schlimm. Man gewöhnt sich daran. Doch heute waren wir nicht wirklich fit. Gerade konnte Alex noch sein Motorrad wieder fangen, bevor er auf seinen Vordermann aufgefahren wäre. Dieser hatte aufgrund mehrere Schlaglöchern plötzlich eine Vollbremsung reingehauen. Alex wäre mit Sicherheit nichts passiert, denn wir fuhren nicht schnell aufgrund der Straßen und Verkehrslage. Trotzdem waren wir heilfroh, dass diese Situation so gut ausging.
Polizeikontrolle, auch das noch, der Polizist winkt uns raus. Wir halten an, nein es hat gar nicht uns gegolten. Also fahren wir weiter. Glück gehabt, das bräuchten wir heute wirklich nicht. In Marokko gibt es alle paar Kilometer Polizeikontrollen. Es sind feste Plätze die 24/7 besetzt sind. Man muss an der gekennzeichneten Stelle warten solange bis der Polizist dich weiter winkt. Sonst hat man ein kleines Problem ;-0 Manchmal winken sie uns Motorradfahrer schon vorher einfach durch. Bepackte Motorräder, die offensichtlich auf einer Reise sind, werden meistens nur aus Neugierde angehalten. Sie wollen smalltalk halten. Wissen wo du her kommst, wo du hin fährst, wie lange uns so weiter. Man erlebt manchmal wirklich total verrückte Sachen.
Gegen halb zwölf sind wir bereits an dem Hotel angekommen, dass wir bewusst in der Nähe des Fährhafens gebucht hatten. Von dort aus können wir entweder weiter der Westküste entlang oder Richtung Europa. Die Entscheidung werden wir in den nächsten Tagen treffen müssen.
Wir hatten Glück und diese Nacht konnten wir dazu buchen.
Check in hieß es, ist erst ab 14 Uhr. Uns war das egal, wir machten es uns in der Hotellobby gemütlich. Wir wurden herzlich empfangen und zur Begrüßung gab es natürlich einen Pfefferminztee.
Nach nur kurzem Warten durften wir dann doch schon unser Zimmer beziehen.
Wir hatten das erste mal in unserem Leben einen Kofferträger. Wie cool ist das denn. Die Kosten für unseren Aufenthalt hier, sind in unseren Augen nicht teuer. Mit einem so schönen Hotel, so einem tollen sauberen Zimmer mit Balkon, perfektem Badezimmer und dem super Service haben wir im Leben nicht gerechnet.
Wir haben uns gleich geduscht und zum Schlafen hingelegt. Stunden später dachten wir, dass es an der Zeit wäre was zu essen auch wenn wir nicht wirklich Hunger haben.
Wir haben mittlerweile beide Durchfall und Kopfschmerzen. Alex gezerrte Schulter schmerzt ihn noch und auch meine Folgen des Unfalles lassen sich noch spüren. Aber ich bin guter Dinge, dass es bald wieder gut ist. Dieses mal hatte ich Glück im Unglück.
Also wollte keiner von uns das Zimmer verlassen und so entschieden wir uns, ebenfalls das erste mal in unserem Leben, den Zimmerservice zu nutzen.
Für den kleinen Hunger dachten wir, nur ein Sandwich und ein Panini ist ausreichend. Die Preise auf der Karte im Zimmer gaben insgesamt umgerechnet ca. 6.50 Euro an. Der Service auf das Zimmer kann ja nicht so sehr viel kosten, dachten wir und bestellten.
Bezahlen mussten wir sofort und in bar, umgerechnet 6.50 Euro. Die nette Frau drückte mir ein Tablett auf dem zwei Teller mit einem warmen, riesigem Panini inkl. Pommes und ein warmes, riesiges Sandwich inkl. Pommes mit jeweils Ketchup und Majo waren, in die Hand.
Es hat lecker geschmeckt, nur geschafft haben unsere Mägen leider nicht alles.
Danach habe ich mich an das Schreiben dieses Berichtes gesetzt und nun werde ich mich ein wenig hinlegen und schlafen, was Alex schon den ganzen Tag macht um wieder fit zu werden.
Gegen halb elf gestern Abend klingelte das Zimmertelefon. Wir waren schon im Bett und fragten uns, wer wohl was von uns will.
Es war die Rezeption, ob es möglich ist unsere Motorräder zur Sicherheit jetzt noch in die Garage zu fahren. Der Security wäre es damit wohler.
Selbstverständlich schleppten wir uns sofort aus dem Bett und nutzten diesen sicheren Stellplatz. Nur die Garage, die hatten wir uns dann doch anders vorgestellt, denn es war mehr Speisekammer, Abstellkammer und Bügelzimmer 😉
Wir sind immer noch nicht ganz fit heute morgen, trotzdem entschieden wir uns gegen Frühstück auf dem Zimmer und gingen in den Frühstücksraum.
Ein typisches, marrokanisches Frühstücksbuffet an dem nichts zu fehlen scheint.
Das Frühstück der Marokkaner ist ziemlich süß obwohl es auch Eier, Tunfisch und Käse gibt.
Ich finde es klasse. Auch wenn ich heute nur einen Mini Kaffee und ein kleinen Crepes mit Honig geschafft habe.
Alex isst lieber herzhaft. Es schmeckt ihm zwar auch lecker aber mehr herzhaft wäre im durchaus lieber.
Heute war Wäsche waschen angesagt. Damit wir endlich nicht mehr so stinken 😉 und uns wieder richtig frisch fühlen.
Gegen Nachmittag waren wir in der Snackbar etwas essen. Leider wollte mein Essen nicht wirklich drinne bleiben. Als ich in unser Zimmer eilen wollte, traf ich in der Lobby plötzlich Mosco, den netten Motorradfahrer von gestern. Ich führte ihn schnell zu Alex in die Snackbar, entschuldigte mich und startete einen zweiten Versuch zur Toilette zu gelangen.
Mosco, ein gebütiger Iraner, in Schweden lebend, checkte auch in diesem Hotel ein. Er fährt morgen mit der Fähre, 31 Stunden lang nach Barcelona. Danach Richtung Sizilien und langsam wieder Richtung Heimat. 2 Monate hat er noch Zeit für seinen Trip. Es beruhigt mich etwas, dass auch er nach nur 3 Tagen Aufenthalt in Marokko genug hat. Auch er kommt mit der Hitze und den Gegebenheiten nicht ganz so zurecht.
Auch für uns ist die Entscheidung mittlerweile gefallen. Am Mittwoch nächste Woche geht es mit der Fähre nach Genua. Plan B hat uns jetzt gepackt und wir möchten ihn am liebsten so schnell wie möglich umsetzen.