04.07.2023 von Moulay Abdeslam nach Chefchouen/Marokko

Das Ergebnis der letzten Wochen und die heutige Fahrt in die nächste Unterkunft, gibt uns den Anlass, euch in diesem und im nächsten Beitrag wieder mal ein Update von unseren aktuellen Emotionen zu geben.
Wir hatten in den letzten Wochen eigentlich eine ganz gute Zeit und haben uns Beide sehr wohl gefühlt… bis heute!

Gestern Abend gab es noch Schwertfisch, Paprika und Pommes. In Marokko werden zu fast jedem Gericht Pommes und Fladen gereicht.
Hier bei Moustapha werden alle Gerichte frisch, bio und vor allem selber zubereitet. Wir durften ein Teil der leckeren, marokkanischen Gerichte kennenzulernen.

Gegen acht Uhr gab es heute Frühstück. Wir machten gemütlich, da wir erst ab 14 Uhr in die andere Unterkunft einchecken können und es nur knapp 2 Stunden Fahrt sind.
Wir packten also unsere Sachen zusammen und machten uns auf die Suche nach Moustapha, um unsere Rechnung zu begleichen. Er saß gemütlich vor dem Haus und war bereits mit dem Frühstück fertig. So winkte er uns zu sich her.
Es ist wirklich so wie man oft hört oder liest. Männer und Frauen essen getrennt voneinander. Alle müssen arbeiten, Moustaphas Frau stand den ganzen Tag mit einer Angestellten in der Küche. Niemals waren sie woanders zu sehen. Selbst als es für uns ins Bett ging kochten sie noch etwas, da die Marokkaner wohl immer erst nach 23 Uhr zu essen scheinen. Auch der Ferienarbeiter wurde ständig von Moustapha hin und her geschickt. Er war quasi „das Mädchen für alles“. Moustapha selber gab meist nur Anweisungen und wenn er dir doch mal einen Tee brachte, war er sehr stolz auf sich.
Als wir ankamen und nach einem Zimmer fragten, hieß es eine Nacht kostet 25€ all inklusive.
Schließlich zahlten wir 116€ mit dem ausdrücklichem Hinweis, die Ausfahrt zu dem Berg im Defender und in die Stadt seien gratis. Normalerweise verlangt er dafür 14€ zusätzlich.
Diskutieren bringt in diesem Fall eh nichts. Gut das wir schon saßen 😉
Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir die Mahlzeiten um 22 Uhr wirklich abgelehnt. Wir dachten aus Höflichkeit essen wir halt, obwohl wir uns das Essen jeden Abend runter zwangen, weil wir eigentlich satt waren.
Das war eine Erfahrung, die uns so nicht noch einmal passieren wird.

Irgendwo zwischen Moulay Abdeslam und Chefchouen.

Keine 10 min. nach dem Start wurde mir mal wieder eine enge Berg ab Kurve mit Schotter zum Verhängnis. Ich stürzte mal wieder auf meinen linken Arm. Die Schmerzen am Ellbogen vom letzten Sturz Mitte April, waren erst vor kurzem so gut wie verschwunden. Aktuell sind sie, Gott sei Dank, nur leicht zu spüren. Für die anderen Verletzungen, ja, da bin ich selber schuld, ich weiß, es ist keine gute Idee gewesen, ich von der Hitze verleiten zu lassen, ohne Handschuhe zu fahren. Am rechten Daumen habe ich mich gut aufgeschürft, sodass etwas Haut weg ging. Der linke kleine Finger und Ringfinger schmerzen leicht und die Knöchel darüber sind geschwollen.
Alex und ich versuchten das Motorrad aufzustellen. Es dauerte nicht lange und das erste Auto, das vorbei kam hielt an. Der Fahrer bot sofort seine Hilfe an. Vielen Dank dafür.
Wieder war das Gestell des Kofferträgers so verbogen, dass es am Schutz der Kette streifte. Als erstes half mir Alex, meine Wunden mit dem Bergwasser zu säubern, mit einer Desinfizierenden Salbe und Pflaster zu versorgen. Genervt von meinen Schwierigkeiten beim Fahren in manchen Situationen, meiner Unerfahrenheit und Fahrlässigkeit ohne Handschuhe gefahren zu sein, war ich den Tränen nahe und brauchte noch eine Weile, um mit der Situation zurecht zu kommen. Alex entfernte mittlerweile mitten in der heißen Sonne den Koffer, um besser an den Träger zu gelangen. Wir suchten verschiedene stabile Stöcke, was gar nicht so einfach war, da die meisten einfach brüchig sind. Nach einigen Versuchen, schaffte Alex es mit Hilfe der Stecken, den Träger wieder auf zu biegen. Wirklich jeder, der vorbeigefahren kam, fragte nach, ob alles ok ist oder wir Hilfe bräuchten. In Deutschland unvorstellbar.
Nachdem Alex wieder den Koffer angebracht hatte fuhren wir endlich weiter.
Der nächste Stopp war geplant, an der Wasserstelle, an der wir gestern schon mit dem Defender und Moustapha anhielten. Ein Ehepaar war schon vor uns dort und hatte einen ganzen Bus voll leere Kanister zu befüllen. Der Mann sah uns und unsere drei leeren 1,5 Liter Flaschen und übergab uns den Schlauch, durch den das leckere, frische Bergwasser floss.
Kurze Zeit später kam wieder Panik in mir auf. Enge, Schotterkurven und immer noch Berg ab. Die Straßen hier sind so breit, dass zwei Autos gerade mal aneinander vorbei kamen. Rechts und links der mehr oder weniger geteerten Straße, gibt es meist scharfe Kanten, Unebenheiten oder Schlaglöcher. Ich zitterte am ganzen Körper, war ziemlich gestresst und nervlich komplett am Ende. Alex war so lieb und fuhr mein Motorrad die Kurven runter, während ich lief. Laut Navi waren es die letzten engeren Kurven. Wir warteten einige Zeit lang, bis ich mich beruhigt hatte und mir sicher war, weiter fahren zu können.
Die restliche Fahrt verlief soweit gut. Die Schönheit der Natur, die kleinen Dörfer, die Kinder, die am Straßenrand Obst und Eier verkauften, all das sind unbezahlbare Eindrücke.


Kurz vor dem heutigem Ziel, musste Alex auch noch eine Wespe, erst in Helm und dann in den Ärmel fliegen. Natürlich hat er einen Stich am li. Oberarm abbekommen. Sofort hielten wir an. Jacke aus, Wespe entfernen und mit Fenistil versorgen. Gut das Alex nicht allergisch reagiert.

An der Ankunft die nächste Herausforderung für mich. Alex meinte gleich, ich solle unten stehen bleiben. Er fährt mir das Motorrad die steile Einfahrt des Hotels hoch. Noch ein Umfaller wäre heute definitiv zu viel des Guten.
Wahrscheinlich war diese steile Einfahrt heute noch das Schönste was uns passiert ist.
Denn als ich da so wartete, bis Alex das Motorrad endlich zur Zufriedenheit des Hotelmitarbeiters platziert hatte, kam auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Motorradfahrer vorbeigefahren. Er wurde ganz langsam, schaute, winkte und stand plötzlich neben uns, als Alex mein Motorrad gerade eingeparkt hat.
Es war Mosco, ein Schwede. Er ist von Schweden bis nach Marokko gefahren. Ein sehr netter Kerl. Wir redeten sehr lange über seine und unsere Pläne. Auch er kommt, obwohl er noch nicht lange in Marokko ist, nicht ganz so gut zurecht und überlegt, die Tage wieder nach Europa zu reisen. Zumal auch sein Motorrad dringend eine vernünftige Werkstatt braucht. Er hatte es hier in Marokko mit Werkstätten versucht aber das funktioniert nicht. Zum Abschied gab er uns erst noch seine Telefonnummer damit wir ihn unbedingt anrufen, wenn wir mal in Schweden sein sollten. Danach folgten wir uns gegenseitig bei Instagram. Das war wirklich eine nette Begegnung, danke dass wir dich kennen lernen durften, Mosco.


Zu unserem heutigem Glück stellten wir fest, dass es im Hotel kein Restaurant gibt und auch in der Nähe keine Möglichkeit etwas essbares zu bekommen. Wir brachten unser nötigstes Gepäck auf das Zimmer. Es stinkt! Aus dem Badezimmer kam der eklige Geruch aus dem Abfluss bis in das Zimmer. Erschöpft, enttäuscht und mit Schmerzen in der Hand, hatte ich zum dritten Mal in der Zeit, in der wir nun unterwegs sind, einen Zusammenbruch. Auch Alex war vom heutigem Tag sehr erschöpft. Eins war uns klar. Unser Abenteuer soll Spaß machen und entspannt verlaufen. Natürlich läuft nicht immer alles gut, das wissen wir. Doch ich weiß mittlerweile, das reisen mit dem Motorrad ist nicht meine Welt. Ich bin ständig am kämpfen und das wird sich wahrscheinlich nicht mehr ändern. Zuhause bin ich Motorrad gefahren um abzuschalten. Die Welt war schon nach einer kleinen Motorradtour eine ganz andere. Man hatte wieder einen freien Kopf. Aktuell sieht das bei mit komplett anders aus. Auch Alex ist die Art, wie alles gerade so läuft zu anstrengend. Wir können nicht genau sagen was uns so stresst. Die Hitze, die gewöhnungsbedürftigen Unterkünfte, das ungewohnte Essen? Wir wissen nur, wir sind gestresst, ausgelaugt und völlig erschöpft. Eigentlich dachten wir schon, wir sind anpassungsfähig und pflegeleicht. Aber aktuell fällt uns das sehr schwer.
Nachdem wir einigermaßen wieder Kraft hatten, gingen wir 1,5 km in das nächste Dorf. Es soll da ein kleines Restaurant mit Snacks geben. Wir entschieden uns für den Weg an der Straße an der uns alle paar Meter Marihuana angeboten wurde. Am Ziel angekommen mussten wir feststellen, dass das Restaurant nur eine Bar ohne Imbiss war. Genervt liefen wir weiter. Hier gibt es nichts mehr ausser ein paar kleine Läden. Wir kauften uns für 10ct ein Fladenbrot und für 1 Euro eine große Flasche Cola. Das war dann wohl unser Abendbrot. Für den Rückweg wählten wir den Weg oberhalb des Dorfes.
Wenn wir in unserem Hotelzimmer das Fenster öffnen, lässt es sich einigermaßen aushalten, was den Gestank angeht. Lässt man auch die Zimmertüre offen, ist es angenehm kühl. Denn Klima gibt es hier nicht.

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