Am Sonntag ging es zu dem Hällingsåfallet – eine majestätische Schlucht im nördlichen Jämtland.
Nachdem wir etwas außerhalb von Östersund waren sagte der Navi „folgen sie dem Straßenverlauf für 137 km.
Es war eine gerade Strecke durch den Wald 🫣
Doch dann war diese eine Straße doch so schön und abwechslungsreich geworden.
Gegen 16 Uhr kamen wir bei dem Hällingsåfallet an. Vom Parkplatz aus waren es nur ein paar Minuten zu dem Wasserfall und wir hatten endlich mal richtig schönes Wetter. So haben wir einen atemberaubenden Blick auf den Wasserfall gehabt.
Der Fluß Lilla Hällingsån stürzt 43 Meter an der Bergwand hinunter und bildet so den mächtigen Hällingsåfallet.
Anschließend wirbelt er durch einen 800 Meter langen und 15-16 Meter breiten Canyon und fließt dann weiter in den See Hetögeln.
Wir beschlossen eine Nacht auf dem Wanderparkplatz vom Hällingsåfallet zu bleiben. Schade war es wirklich, dass das Wetter nicht mitspielt. Man hätte dort noch so toll Wandern können. Doch am Abend und auch am nächsten Tag kam schon wieder der Regen. Wenn der Wald matschig ist und manche Wege rutschig macht es keinen Spaß dort zu wandern, obwohl es hier viele Möglichkeiten dafür gibt.
Wir fuhren also am nächsten Morgen weiter zu der Korallgrottan in der Nähe von Stora Blåsjön im nördlichsten Teil Jämtlands.
Der 4km lange Weg zur grottan med vattenfall war sehr außergewöhnlich aber wunderschön.
Die meiste Zeit verlief der Weg über die schmalen Holzdielen. Manchmal war es abenteuerlich die Balance zu halten, denn einen Schritt neben das Holz war keine gute Idee, da alles sehr sumpfig war.
Die Korallenhöhle wurde 1985 entdeckt. Immer wieder haben Höhlenforscher neue Gänge entdeckt und die Höhle vermessen. 1999 stellten sie fest, dass die Korallenhöhle mit ihren 5 km Länge, die längste Höhle in ganz Schweden ist.
Wir können uns nur schwer vorstellen, dass man durch den engen Spalt durchkriechen kann und sich im Inneren Höhlen und Gänge befinden, in denen man aufrecht laufen kann.
Uns hat es jedenfalls gereicht, die Grotte mit ihrem Wasserfall von außen anzuschauen.
Was für eine wundervolle Gegend. Und diese Stille!
Immer wieder wurden wir von Elchkot begleitet, aber zeigen wollte sich uns keiner.
Umso weiter wir in den Norden gekommen sind, sind uns diese Schilder der Schneemobile und die roten Kreuze aufgefallen. Das sind Wegweiser für die Winterzeit, damit die Leute wissen, wo genau die Wege für die Schneemobile sind. So erklärt sich auch, warum an manchen Stellen mitten im Wald plötzlich Stoppschilder stehen, ohne dass dort irgendwie irgendwelche Wege oder Pfade ersichtlich sind.
Stekenjokk ist ein riesiges Naturschutzgebiet in der Region Nordschwedens, nahe der Grenze zu Norwegen.
Hier verläuft eine der höchstgelegenen Straßen Schwedes. Der höchste Punkt liegt nur auf 876 m über dem Meeresspiegel. Diese Strecke ist allerdings vom 15. Oktober bis 6. Juni wegen des vielen Schneefalls komplett gesperrt.
Die 20 km lange Strecke die über das Stekenjokk- Plateau führt ist auch bekannt als Vildmarksvägen.
Als wir in diese Region kamen veränderte sich die Vegetation auffallend schnell. Es wurde kälter und stellenweise sehr nebelig, schlussendlich fuhren wir oberhalb der Baumwuchsgrenze. Es liegt immer noch Schnee. Die Hochgebirgsgraslandschaft und die rauen Flüsse sind atemberaubend schön anzusehen. Einer der vielen „wow“ Effekte in Schweden.
Im Sommer ist das Gebiet auch Weideland für Rentiere und ein Vogelschutzgebiet. Hier gibt es unzählige Lebewesen, wie z.B. den Königsadler, Wiesenpieper, Mornellregenpfeifer und andere seltene Vogelarten, sowie Elche, die größte Population von Rentieren, Wölfe, Braunbären und dank der subarktischen Verhältnisse fühlen sich auch die Schneeeule und der Polarfuchs wohl.
Bis ins Jahr 1989 befand sich in diesem Gebiet die größte Kupfermine von ganz Schweden. Die auch der Grund dafür ist, dass es diese Vildmarksvägen überhaupt gibt.
Seit 2013 hält Stekenjokk den schwedischen Rekord für die höchste kontinuierliche Windgeschwindigkeit mit 170 km/h. Außerdem herrscht subarktisches Klima, das zu kalt für Baumwachstum ist.
Auf dem Stekenjokk-Plateau ist es Wohnmobilisten für 24 Stunden erlaubt dort zu stehen. Wir verbrachten also eine Nacht in der irgendwie surrealen Landschaft.
Mittlerweile sind wir in Lappland ankommen und haben für die Nacht ein schönes Plätzchen, irgendwo im Nirgendwo, mit wunderschönem Sonnenuntergang gefunden.
Am nächsten Morgen entschieden wir uns die Hauptstraße, die E45 zu nehmen, da wir zügig voran kommen wollten. Denn übermorgen wollten wir die Huskyfarm in Dragnäs erreichen, um dort ein paar Tage zu bleiben. Von Jenny, der Besitzerin haben wir bereits eine Zusage bekommen, dass sie noch ein Plätzchen für uns frei haben.
Doch schon nach der ersten Kurve ging es Kilometer lang, aufgrund einer Baustelle, nur mit 25 km/h voran. Das kostete uns natürlich einige Zeit mehr.
Immer wieder kamen uns große Baustellen LKW entgegen oder überholten uns. Denen waren die Unebenheiten und Schlaglöcher wohl egal.
In Vilhelmina machten wir trotzdem noch einen Stopp um etwas Lebensmittel zu kaufen, denn die nächste Einkaufsmöglichkeit bei der Huskyfarm ist knapp 100 km entfernt.
Hier haben wir zu ersten mal den Surströmming, den stinkigen und faulig riechenden „sauren Hering“ gefunden.
Wir haben lieber die Finger davon gelassen.

Auch für die sehenswerte Kirchstadt von Vilhelmina nahmen wir uns noch Zeit.
Vilhelmina ist fast 9.000 km². 1995 zählte die Gemeinde 3572 Einwohner. Wobei wie überall in Schweden die Bevölkerungsdichte sich eher reduziert.
Die Kirchstadt (Kyrkstad) mit rund 20 Blockhütten aus dem 18. Jh. ist wohl die schönste Gegend in der Stadt Vilhelmina. Die Hütten gruppieren sich rund um die Kirche und dienten einst als Übernachtungshütten für weit her angereiste Besucher von Kirchenfesten oder Märkten. Früher waren es 75 Stück, aber 1921 vernichtete ein verheerender Brand große Teile der Stadt und fast die gesamte Kirchstadt. Die restlichen Hütte begannen zu verfallen, wurden später von der Stadt Vilhelmina gekauft und renoviert. Heute sind die gemütlichen Behausungen als Ferienwohnungen zu mieten.
Wieder mal einen tollen Schlafplatz für die Nacht gefunden.
Als wir am nächsten Nachmittag bei der Huskyfarm Lappland Adventures ankamen, wurden wir von Basti herzlich empfangen. Er erklärte uns wo alles zu finden ist und wo wir uns ein Plätzchen suchen können.
Dann wurde erstmal gegrillt, denn wir hatten Hunger😂
Später durften wir dann mit Basti die Hunde füttern.
Mailo und Alea genossen die Streicheleinheiten.
Wir lernten jeden einzelnen Hund beim Namen kennen und alle haben ihre persönliche Geschichte. Sie alle kommen aus schwierigen Verhältnissen oder waren/sind krank. Goofy ist sogar seit Geburt an blind, weil er keine Augen hat. Hier auf der Lappland Adventure Farm, bei Basti und Jenny, haben sie es wirklich gut. Die Beiden kümmern sich liebevoll um sie, haben die meisten gesund gepflegt und einige sind wieder zutraulich und erzogen. Für andere ist es noch ein langer Weg. Doch hier bekommen sie alles was sie brauchen. Interessant für uns war es auch, die Kommunikation dieser Hunde zu erleben. Denn Huskys bellen selten bis gar nicht. Sie heulen. Quasi wie Wölfe.
Das heulen von einem oder auch zwei Hunden kann man sich ja noch vorstellen. Aber könnt ihr euch vorstellen wie es ist, wenn 23 Stück auf einmal miteinander kommunizieren?? Wir haben das noch nie gehört und es ist wunderschön! Es ist aber auch toll, wenn alle plötzlich wieder leise sind. Vor allem nachts 😂😂
Natürlich möchten wir auch eine Fahrt mit dem Gespann machen. Doch dazu darf das Wetter nicht zu warm sein und es geht ziemlich früh los.
Basti meinte am Samstag wäre ein guter Morgen dafür. Also ging’s für uns am nächsten Tag erst einmal den Moose (Elch) Rundwanderweg entlang. Der Weg hat den Namen bekommen, da man dort am ehesten Elche sichten kann. Und tatsächlich waren Rentier- & Elchkot und unzählige Fußspuren unsere Begleiter. Doch leider zeigte sich uns keins der Tiere. Trotzdem war es ein richtig schöner Wanderweg.
Mitten durch den Wald und über Trampelpfade…
… entlang der Staumauer des Wasserkraftwerkes. Interessant war die Mauer selbst, die nur aus Steinen besteht. Bisher haben wir nur Betonstaumauern gesehen…
Alex hatte später wieder Freunde am Füttern der Hunde. Von mir hingegen gab’s nach dem Fressen Streicheleinheiten.
Morgen geht es auf Hundegespannfahrt und Alex half schon mal die Fahrgeräte in Position zu bringen.
Basti hat uns noch erklärt wie es abläuft und welche Hunde mit dürfen. So haben wir morgen früh etwas Zeit eingespart, denn aufgrund der Wärme, was für die Hunde nicht so toll ist, treffen wir uns um halb sieben.
Wir sind immer wieder überrascht darüber, dass fast alle Leute die wir gesprochen hatten meinten, dass es in den letzten Tagen für sie warm genug gewesen sei und es wärmer nicht sein braucht. Sie genießen die Tage in Sommerkleidung wobei Alex und ich meistens eine Jacke anhaben und nur für einen kurzen Zeitraum evtl. im T-Shirt sind. Das ist sehr interessant zu beobachten. Die meisten erzählen uns auch, dass es gerade der Winter ist, weswegen sie hier leben. Von Basti erfuhren wir auch, dass die Dunkelheit (hier im Norden am meisten ausgeprägt) im Winter nur für kurze Zeit extrem sei. Und zwar ist es in der Zeit von ca. 9 Uhr bis 13/14 Uhr hell. Den restlichen Winter ist es dann ein paar Stunden länger hell. Er erzählte uns auch von den Schneemengen und wie sich sein Leben hier im Winter verändert, im vergleich zum Sommer.
Die Fahrt mit den Hunden war toll. Alex durfte selber fahren und bekam 4 Hunde angespannt. Ich saß bei Basti vorne im Wagen und wir hatten 6 Hunde.
Als wir zu den Hundezwinger kamen wussten sie schon bescheid, was gleich auf sie zu kommt. Sie hüpften, bellten, heulten und waren ziemlich aufgeregt vor Freude gleich die Gespanne zu ziehen. Da sie sich so freuten uns am liebsten gleich los rennen würden, was das Anlegen des Geschirres etwas schwierig. Alex half fleißig mit während ich mich lieber auf das Fotografieren und streicheln widmete.
Dann bekam Alex von Jenny nochmal eine Einweisung während die ersten Hunde schon ungeduldig auf den Start warteten.

Wir als Laien dachten, die Hunde werden angespannt und los geht’s. Doch das war ein Irrglaube.
Während der Fahrt erzählte mir Basti welche Hunde beim Laufen harmonieren, welche als Leittiere geeignet sind und überhaupt was es für Arbeit ist die Hunde zu guten Zugtieren zu machen. Vor allem die Hunde hier, da sie alle eine schlimme Vergangenheit hatten. Warum er auch den blinden Goofy gerne mitnimmt, warum manche, gerade in den Sommermonaten nicht zum Fahren geeignet sind und vieles mehr. Er kommentierte den Laufstil der einzelnen Hunde und erklärte mir wieso es klappt, dass sie immer auf Spur blieben und vieles mehr. Es war wirklich sehr interessant!
Nach einiger Zeit gab es dann eine Trinkpause bevor es wieder zurück ging.
Als die Fahrt zu Ende war gab es von Basti für jeden Hund eine Streicheleinheiten und liebe Worte für die gut getane Arbeit. Das war auch sehr interessant anzuschauen. Auch wurden sie in Augenschein genommen, ob es ihnen nach dem Ausflug wirklich gut geht. Es ist wirklich toll wie liebevoll die Beiden sich um jeden einzelnen Vierbeiner hier auf der Farm kümmern.
Alex half wieder die Geschirre anzunehmen und die Gespanne aufzuräumen. Ein tolles Erlebnis, das aber im Winter bestimmt doppelt so viel Spaß macht.

Jetzt werden wir noch ein paar Tage hier an diesem wunderschönen Ort bleiben, um das bisher erlebte zu verarbeiten und uns etwas auszuruhen. Ihr könnt es euch vielleicht nicht vorstellen, aber jeden Tag Kilometerweit fahren (auch wenn wir uns abwechseln), Nachtplätze suchen, schauen dass der Lebensmittelvorrat, das Frischwasser und der Sprit nicht ausgeht (da es hier nicht ständig Möglichkeiten zum einkaufen, tanken und Frischwasser auffüllen gibt) und auch die sehenswerten Ausflüge, das alles kann tatsächlich auch richtig anstrengend sein. Somit brauchen wir hin und wieder eine kleine Fahrpause, die wir dann am liebsten auf privaten Farmen machen. Die tollen Kontakte, die verschiedenen Menschen, die uns auch so vieles über Schweden und ihre Region erzählen können, ihr Leben und ihre persönlichen Geschichten, dass alles gehört für uns zu den vielen unbezahlbar tollen Erlebnissen.
Übrigens hatten wir diese Woche auch eine Rentier Familie gesehen. Sie stand mitten auf der Straße, doch alles ging viel zu schnell um ein Foto zu machen 😂
Und hier auf der Farm meinte Basti mal, ob wir auch das klingeln hören. Es hörte sich an wie Glocken der Kühe auf den Almen.
Er klärte uns auf, dass manche Rentiere Glocken um den Hals tragen. Doch bis wir und auf den Weg machten, konnten wir nur noch frische Kot- und Fußspuren finden.