Am Sonntagabend entschieden wir uns ein paar Tage auf einer Farm bei Strömsund in Hammerdal zu verbringen. Wir nahmen per WhatsApp Kontakt zu Ecki auf und bekamen kurze Zeit später die Bestätigung, dass es für uns auf seinem Grundstück noch Platz gibt.
Im strömenden Regen fuhren wir dann am nächsten Morgen los Richtung Norden.
Ecki, ein deutscher Auswanderer hat sich die Woodland Farm aufgebaut. Da es bei unserer Ankunft in Strömen regnete, begrüßte er uns zwar sehr freundlich aber nur kurz, erklärte uns grob wo Dusche und Toilette zu finden sind und zeigte uns wo wir uns hinstellen können.
In einer Regenpause gingen wir uns etwas umschauen. Auf dem riesigem Grundstück gibt es nur 4 Plätze für Wohnmobile. Das ist richtig toll. So hat man genügend Platz und Privatsphäre. Ausserdem gibt es Plätze für Zelte, ein Tiny House und ein Ferienhaus zu vermieten. Ecki bietet über Work-Away auch Arbeit gegen Kost und Logis an. Das ist klasse. 2023 sind wir ja auch so gereist und haben eine Menge dabei gelernt.
Und es gibt, im Preis inbegriffen, alles für den Camper. Strom und Wasser, Sauna, Dusche, Toilette, ein Außenwaschbecken zum abwaschen, eine Grillstelle und Platz um die Wäsche aufzuhängen. Nur für die Nutzung der Waschmaschine muss man umgerechnet knapp 4 Euro bezahlen.
Der hauseigene See ist keine 5 Minuten entfernt. Für einen gewissen Betrag kann man Subs, ein Boot oder eine Angelausrüstung leihen. Auch gegen eine Gebühr kann man bei Ecki eine geführte Angeltour oder eine Tour mit dem Boot buchen.
In der Zeit, in der wir hier waren, hatte der See eher etwas mystisches als einladendes.
Am nächsten Tag fuhren wir nach dem Frühstück mit unserer KTM 390 Adventure einen kleinen Teil vom TET Schweden entlang. Zwischendrin war der Bodenbelag etwas komisch, wie Erde mit Schotter und richtig schmierig. Später sahen wir das Fahrzeug, das dafür verantwortlich war. Warum man das macht, keine Ahnung. Auf dem Video unten seht ihr am Schluss noch die Fahrt zurück zu WENNE.
Am Nachmittag fing es wieder an zu regnen und uns war ziemlich frisch. Wir genossen die warme Dusche vom Platz und machten es uns dann im WENNE einfach nur gemütlich, in der Hoffnung bald wieder etwas Sonnenschein zu haben. Am nächsten Tag haben wir großen Waschtag gehabt. Wir hatten Glück, denn als es mal wieder anfing zu regnen, war die Wäsche wenigstens einigermaßen trocken.
Ecki meinte hier im Norden gibt es nur in Strömsund ein Mittsommernachtsfest, daß angeblich nur eine Stunde andauern soll. Die meisten hier feiern privat in ihren kleinen Dörfern, wo Touristen weniger gerne gesehen sind. Alex meinte, da ich unbedingt so ein Fest miterleben möchte, dass wir wieder etwas zurück fahren und doch bei unserem ersten Gedanken bleiben und in Östersund uns das Geschehen anschauen können.
Noch am selben Tag buchte er bei einem offiziellem Stellplatz online einen Platz. Es waren gerade noch drei freie Plätze da.
Wir fanden Willi‘, ein Lebensmittelgeschäft, das es wohl nur hier in der Region um Östersund um an der Ostküste gibt. Ein gut sortiertes Geschäft mit sehr angenehmen Preisen.
Für umgerechnet 0.78.- Euro für eine Dose typisch schwedisches Bier haben wir uns mal welche zum probieren mitgenommen.
Wir sind positiv überrascht, denn wir finden die Preise in Schweden nicht so sehr viel teurer als alle gesagt haben. Natürlich gibt es Lebensmittelgeschäfte in denen die Preise sehr teuer sind. Bei Lidl kann man wirklich günstig einkaufen. Willi’s ist ein tolles Lebensmittelgeschäft, da es viele einheimische Produkte für günstige Preise hat. Man muss einfach ein bisschen schauen was man kauft. Ist das eine Produkt etwas teurer, gleicht ein anderes mit einem niedrigeren Preis unser Budget wieder aus. Und somit finden wir es nicht so sehr viel teurer als in Deutschland.
Das Mittsommernachtsfest fand in Östersund für die Öffentlichkeit im Freilichtmuseum Jamtli statt. Also machten wir uns am Freitag Morgen auf den 30 minütigen Weg dorthin. Während wir angezogen waren wie im Winter, sah man einige Einheimische in Kurze Hosen, T-Shirt oder Kleider.
Jamtli ist ein Wort aus dem jämtlländischen Dialekt und bedeutet so viel wie „der Ort der Jämtländer“. Es ist unter andere ein Freilichtmuseum indem man historische Gebäude entdecken kann, vom späten 18. Jahrhundert bis zur modernen mexikanischen Backsteinvilla von 1975.
Um das kulturelle Erbe alter Zeiten zu bewahren, wurden ältere Häuser und Bauernhöfe aus der Provinz Jämtland nach Östersund in das Freilichtmuseum verlegt.
Man bekommt einen Einblick in das damalige Leben, von den Bauernhöfen und der Umgebungen von Jämtland und Härjedalen aus verschiedenen Epochen und kann über Weiden mit verschiedenen schwedischen Nutztieren spazieren.
Einige Gebäude waren geöffnet und die Menschen/Schauspieler zeigten ein Leben in einer anderen Zeit.
Verschiedene Arten von Häusern die alte Lokomotive und ein kleiner Bunker tief ins Erdinnere gebaut, damit es dort Dinge lagern kann die es kühl und trocken brauchen.
Service Station von 1956 mit Tankstelle, Kiosk, Auto-, Fahrrad- & Mopedwerkstatt.
Autowerkstatt von 1956.
Fahrrad- & Mopedwerkstatt von 1956.
Die Kirche ist ein Nachbau aus dem 17. Jahrhundert und ähnelt einer christlichen Kirche. Der Glockenturm steht separat außerhalb. Heute wird die Kirche regelmäßig für verschiedene Veranstaltungen genutzt. Da die Kirche nicht geweiht worden war, kann sie somit von allen unabhängig ihrer Religion genutzt werden. Hierzu wurden natürlich die Auflagen von Feuermelder, Lüftung, Fernwärme und barrierefreie Anpassung der heutigen Zeit bedacht. Diese Anforderungen wurden so verbaut, dass sie nicht sichtbar sind und somit das Bild aus dem 17. Jahrhundert bestehen bleibt.
In der Molkerei wird hauptsächlich den Kindern erklärt wie und wofür man damals die Milch verarbeitet hat.
In solchen hochgelegenen, vor Raubtieren geschützten Futterschuppen, wurde die Nahrung gelagert.
Das Winterhaus zeigt, wie sich die Menschen gegen Kälte und Schnee schützten.
Der Rahmen besteht aus selbstgewachsenen Bogenstämmen und die Innenwände aus geschälter Birkenrinde.
Das Abdeckmaterial besteht ebenfalls aus Birkenrinde um die Feuchtigkeit fernzuhalten. Darauf kommt dann noch eine Schicht Torf . Um den Torf an Ort und Stelle zu behalten wurden um die Hütten Birkenlatten angebracht. Um das der Rauch in den Kamin durch die Entlüftung nach oben gelangt, befinden sich auf der Unterseite der Hütte Zuglöcher.
Die sogenannten Mountain Farmen sind Bergbauernhöfe aus dem Jahre 1885. In den Sommermonaten brachten sie ihre Tiere auf die Bergweiden. Kümmerten und versorgten dort ihre Tiere über die Sommermonate. Machten aus der Milch von Schafen, Ziegen oder Kühen Käse und brachten sie im Winter wieder in die Ställe ihrer Dörfer unten in den Tälern.
Neben Ziegen und Pferde gab es natürlich noch sämtliche andere Nutztiere auf den Höfen wie Schafe, Hühner, Kühe usw.
Im Jahre 1980 wurde diese Hütte als erste Schutzschütte in den Bergen von Jämtland gebaut.
Auf der Lillhärdalsgarden Farm lebte der Sheriff Kjell Herdel mit seiner Familie.
Der Hof ist ein Selbstversorgerhof und stammt aus dem Jahr 1785.
Das Linemman´s Cottage ist das Wachhaus, das Schaffnerhaus aus dem Jahre 1956. Hier wohnte einst der Schaffner Olle Larrson mit seiner Familie. Der Schaffner war zuständig für die Instandhaltung und der Inspektionen des hiesigen Bahnabschnittes.
Die Familie hatte Glück, denn in dieser Zeit hatte man mit den Renovierungen von Personalwohnungen begonnen und so konnten sie den Luxus von Kühlschränken, Warmwasser, pflegeleichten Linoleumböden usw. genießen. Auch die Renovierung des Badezimmers war in Planung.
Die ersten Kleinbusse gab es schon in den 1930er Jahre.
Erst in den 1950er/60er Jahren fuhren sie im Jämtland und Härjedalen, um es den Menschen einfacher zu machen, Geschäfte und Dienstleistungen in den abgelegen Dörfer zu erreichen. Der Fahrer war nicht nur Fahrer sondern auch Verkäufer, denn der Bus wurde gleichzeitig auch mit Dingen des alltäglichen Bedarfs befüllt, die dann vor Ort verkauft wurden. Es handelte sich hauptsächlich um Konserven, Wurst, Toilettenpapier Buttermilchkekse, Margarine, Tabak, Eiscreme, Softdrinks und Süßigkeiten.
Auf dem Marktplatz findet man einen Jahrmarkt, aufgezogen wie es damals war.
Das Geschäft von J.P. Gulle.
Ab 1891 betrieb J.P. Gulle in diesem Haus sein Geschäft in dem Lebensmittel, Leder, Altmetalle und Werkzeuge zum Verkauf als auch zum Tauch angeboten wurden. Später übernahmen es seine Söhne bis ins die 1940er Jahre.
Das Mittsommernachtsfest im Jamtli hat um 11 Uhr am Freitag eröffnet. Wir bekamen an der Kasse einen kleinen Plan, auf dem ein Rundweg der verschiedenen Gebäuden zu sehen ist. Als wir uns etwas orientieren wollten kam eine sehr nette Frau auf uns zu, die eigentlich gerade damit beschäftigt war Grünzeug für die Blumenkränze zu sammeln. Sie erklärte uns, was es mit diesem Freilichtmuseum auf sich hat und wann das ganze Spektakel mit dem Maibaum schmücken und aufstellen stattfinden wird.
Wir trafen dort auf Mädchen, Frauen und Männer die alten Trachten trugen, Folklore Musik mit traditionellen Tänzen. Kinder und Frauen mit Blumengebinde auf dem Kopf. Es gab einen Stand an dem man sich zusammen mit den Frauen vom Jamtli einen Blumenkranz aus den mitgebrachten, selbstgepflückten Blumen binden konnte.
Heute am Mittsommertag wurde nicht nur die Folklore aus damaligen Zeiten gespielt sondern auch traditionelle Live Musik.
Auf dem Rückweg zu unserem Stellplatz kamen wir an einer Bar vorbei und da endlich etwas Sonne da war, entschlossen wir uns ein Bierchen auf der Terasse der Bar zu genießen. Das Norrland Bier ist ok aber, wie sagt man so schön: ein „Dünnbier“. Natürlich wussten wir, dass es in Schweden und auch in Norwegen teurer ist in Restaurants oder Bars zu gehen, als im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. So sollte es dann aber auch ein leckeres Bierchen sein und wir entschieden uns für ein Guinness aus dem Fass.
Umgerechnet 20.66.-€ 🫣
Die Nacht auf Samstag war sehr unruhig, denn es stürmte die ganze Nacht so sehr, dass WENNE unaufhörlich schaukelte. Dazu kam dann noch das prasseln des Regens.
Wir haben wirklich nicht viel Glück was das Wetter angeht. Eine Regenfront ist seit Tagen in unserer Umgebung. Mal mit starken, mal mit weniger starkem Wind.
Am Nachmittag gingen wir uns mal kurz Östersunds Stadtkern anschauen. Viel Zeit verbrachten wir nicht dort, denn es ist kalt, nass uns stürmisch. Zudem kam noch, dass aufgrund der Mittsommernacht die kleinen Läden in der Innenstadt geschlossen waren.
Östersund zählt mit ihren knapp 50000 Einwohnern zu den größeren Städten in Schweden.
Sie ist die Hauptstadt der Provinz Jämtland und liegt direkt an dem fünftgrößtem See von Schweden, dem Storsjön.
Östersund liegt ungefähr in der Mitte von Schweden. Für uns bedeutet das, wir haben die Hälfte noch vor uns, denn unser letztes Ziel in Schweden soll Abisko sein. Ein kleiner Ort in Lappland, knapp 200 km nördlich des Polarkreises.
Immerwieder stoßen wir auf das Storsjöodjuret, das Seemonster vom Storsön See. Vergleichbar mit dem von Loch Ness.
Morgen geht es für uns weiter nach Norden. Leider sind die Wetteraussichten voraussichtlich sehr bescheiden. Einstellige Temperaturen und viel Nässe von oben. Das ist sehr schade! Wir hoffen nun, dass es auf unserer gedachten Route nicht ganz so viel regnet wie es angesagt ist und wir die schöne Natur von Lappland genießen können.
Euch wünschen wir noch eine gute Zeit und bedanken uns herzlich bei jedem Einzelnem von euch, dass ihr den Beitrag bis hier her gelesen und hoffentlich auch ein wenig die Zeit mit uns in Schweden genossen habt.
Liebe Grüße Iris & Alex
Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
Hey Iris😘
Ich habe das Gefühl, ihr habt noch nie so viele Bilder online gestellt wie gerade jetzt, seit ihr in Schweden seid, kann das sein??? Wir fühlen uns da oben im Norden auch immer extrem wohl. Fahren ja jedes Jahr nach Dänemark. Hatten uns sogar kurzzeitig überlegt „auszuwandern“. Habe mich nie wohler gefühlt als dort. Geht es euch auch so????? Denke sooooo oft an dich. ❤️
Hallo Ellen ❤️
Vielen Dank für deine Worte.
Ich kann es auch nicht sagen, ob es aktuell mehr Bilder gibt als sonst.
Jeden Tag woanders bedeutet immer sehr viel neue Eindrücke und Informationen. Es wird langsam anstrengend. Ich weiß gar nicht wie manche in ein paar Wochen so viele Kilometer fahren um so viel wie möglich zu sehen. Wir brauchen demnächst mal eine längere Pause, um alles zu verarbeiten.
In Schweden haben wir uns vom ersten Tag an verliebt. Da war das Wetter noch ok. Nun ist eine Regenfront über uns die uns lange schon begleitet und wohl noch begleiten wird. Die nächsten Tagen werden einstellig. Wir vermissen den Sommer. Gesundheitlich geht es uns durch die Feuchte und der Kälte nicht besonders gut. Du weißt schon… Arthrose, Gelenkschmerzen und so. Und der ewige Wind mit Böen bis über 70 km/h macht uns aktuell zu schaffen. Man will doch raus und was von der Natur haben. Frei stehen, grillen, angeln, wandern…das alles macht uns keinen Spaß bei solchem Wetter.
Wir hatten Kontakt zu Einheimische und zu Auswanderer gehabt, sie erzählten uns vom Leben hier in der Mitte von Schweden wo die Sommer hell sind ( was fantastisch ist) und die Winter bei minus 20 Grad kalt und dunkel sind. Tatsächlich denken und fühlen die Menschen in einer Provinz nicht alle gleich, denn was sie uns erzählten sind große Unterschiede.
Die Menschen sind unheimlich freundlich, die Weiten herrlich, die vielen Seen und auch die Berge so toll. Alles in allem ist Schweden super, wenn da das Wetter nicht wäre. Aber überall gibt es negatives. Im Süden Europas die Dürre und Wasserknappheit. In der Mitte die Überschwemmungen und so weiter.
Wenn wir uns wieder sehen brauchst du viel Zeit. Es gibt viel zu erzählen.
Ich freue mich schon darauf 😘
Liebe Grüße Iris & Alex